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Mundtrockenheit nach Strahlentherapie
Die Speicheldrüsen reagieren empfindlich auf Bestrahlung. Eine Folge der krebsbedingten Strahlentherapie kann somit Mundtrockenheit sein.
Mundtrockenheit

Mundtrockenheit nach Strahlentherapie

Zu Mundtrockenheit nach Bestrahlung kommt es vor allem, wenn das Krebsgeschwür im Mund oder Rachenraum vorliegt. Wenn das Geschwür in der Nähe der Speicheldrüsen sitzt, werden diese möglicherweise durch die Bestrahlung beschädigt. Dadurch kann der Speichelfluss vermindert sein. Es kommt zu strahlenbedingter Mundtrockenheit.

Moderne Methoden der Bestrahlung erlauben allerdings mittlerweile oft ein schonenderes Verfahren, bei dem die Speicheldrüsen in der Regel unversehrt bleiben und keine Mundtrockenheit (Xerostomie) entsteht. Es hängt von der genauen Lokalisation der Bestrahlung und der Bestrahlungsintensität ab, ob es zur Entstehung von Mundtrockenheit kommt.

Was sind die Ursachen für Mundtrockenheit nach Strahlentherapie?

Es ist noch nicht abschließend geklärt, warum die Speicheldrüsen auf die Bestrahlung empfindlich reagieren. Möglich ist, dass die energiereiche Strahlung die Drüsenzellen unmittelbar in ihrer Funktionsweise stört und es dadurch zu der verminderten Speichelproduktion kommt. Auch kann möglicherweise das Gewebe zeitverzögert reagieren, weil das genetische Material der Zelle durch die Strahlentherapie beschädigt wurde, wodurch die beeinträchtigten Zellen absterben und in der Folge die Zellteilung ausbleibt.

Ferner vermuten Forscher die Ursache unmittelbar im bestrahlten Gewebe. Wenn dieses durch die Bestrahlung zerstört wird, können beim Abbau Stoffe entstehen, die die Speicheldrüsen beschädigen und eine Mundtrockenheit auslösen. Auch kann die Bestrahlung zu einer Entzündung der Speicheldrüsen und in der Folge zu einer Xerostomie führen. Die Zellen der Speicheldrüsen können meist leichter durch Bestrahlung geschädigt werden als z. B. die Mundschleimhaut. Dennoch sollten Patienten, um Entzündungen der Mundschleimhaut vorzubeugen, auf Veränderungen in der Mundhöhle achten und bei Verletzungen Rücksprache mit dem Arzt halten.

Welche Folgen hat die Strahlentherapie für die Speicheldrüsen?

Bei der Krebstherapie sind sowohl die Chemotherapie, die systemisch, also im gesamten Körper wirkt, als auch die Bestrahlung Verfahren, die auch gesunde Zellen angreifen. Die Zellen der Mundschleimhaut teilen sich schnell, haben sich also meist nach bis zu sechs Monaten wieder erholt. Wenn aber die Speicheldrüsen mit einer Bestrahlung von mehr als 40 Gray (Einheit der Strahlendosis) bestrahlt worden sind, kann es zu einer mehrere Monate andauernden verminderten Speichelbildung bis hin zu einer lebenslagen Schädigung kommen. Besonders die Ohrspeicheldrüsen (Glandula parotis), die größten Kopfspeicheldrüsen, die zu einem Großteil an der Speichelproduktion beteiligt sind, reagieren sehr empfindlich auf die Strahlentherapie.

Strahlentherapie kann zu Folgeerkrankungen an den Zähnen führen

Patienten, die sich einer Strahlentherapie unterziehen müssen, sollten daher auch im Vorfeld einen Zahnarzt aufsuchen. Denn im Speichel befindet sich unter anderem Fluorid, dass die Funktion hat, den Zahnschmelz zu schützen. Wird die Speichelproduktion also durch die Bestrahlung herabgesetzt, steigt die Gefahr für Folgeerkrankung der Zähne wie z. B. Karies oder eine Parodontitis. Der Zahnarzt hat die Möglichkeit, eine Schiene anzufertigen, auf die Fluorid aufgetragen und die dann auf die Zähne gelegt wird.

Schonendere Verfahren der Strahlentherapie

Es spielt nicht nur die Dosis der Bestrahlung, sondern auch die Zahl der unmittelbar bestrahlten Speicheldrüsen eine Rolle. Daher kann in schonenden Verfahren der Strahlentherapie versucht werden, zumindest bestimmte Speicheldrüsen zu bewahren und so einer Mundtrockenheit vorzubeugen. Es gibt z. B. die Konformationsbestrahlung. Im Rahmen einer solchen Bestrahlung passen sich die Konturen des bestrahlten Feldes im Laufe der Therapie fast genau an die Form des Karzinoms an. Umliegendes gesundes Gewebe wird somit bei der Bestrahlung besser geschont und das Risiko für die Entstehung von Mundtrockenheit verringert sich.

Eine weitere Möglichkeit ist die sogenannte intensitätsmodulierte Strahlentherapie, bei der der Tumor aus verschiedenen Richtungen bestrahlt wird. Damit kann vermieden werden, das umliegendes Gewebe einer hohen Strahlendosis ausgesetzt ist und nur der Tumor mit voller Intensität bestrahlt wird. Auch diese Form der Bestrahlung geht mit einem niedrigeren Risiko für eine Verringerung der Speichelbildung und Mundtrockenheit einher.

Diese Formen der Strahlentherapie eignet sich allerdings nicht für alle Patienten. Bei manchen Patienten kann die Bestrahlung eines größeren Gebietes sinnvoll sein, um bereits gestreute Zellen zu zerstören und einen möglichen Rückfall zu vermeiden.

In Studien wird darüber hinaus ein Medikament getestet, dass eine zellschützende Wirkung haben soll. Die Mundschleimhaut soll durch die Einnahme geschützt und daher einer Mundtrockenheit nach Strahlentherapie vorbeugt werden. Die Einnahme erfolgt bisher aber nur innerhalb klinischer Studien, da es noch keine eindeutigen Ergebnisse zur Wirkung gibt. Voraussetzung für eine Einnahme ist, dass der Tumor so liegt, dass eine Schädigung der Drüsen in der Mundhöhle während der Bestrahlung nicht vermieden werden kann.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum stellt weiterführende Informationen zu Thema Mundtrockenheit bei und nach Krebs zur Verfügung.

Fedor Singer